Roh-Rohrzucker

Ernährung

Roh-Rohrzucker

Wenn wir hierzulande mit Haushaltszucker in Berührung kommen, stammt dieser in den allermeisten Fällen aus zwei Quellen: Zuckerrüben oder Zuckerrohr.

Die Zuckerrübe ist der Grund, warum die weiße Süße in Europa überhaupt erschwinglich wurde, da die Rübe anders als das Zuckerrohr hervorragend in unserem Klima gedeiht. Ansonsten ähneln sich die Endprodukte dieser beiden Quellen sehr stark. Es handelt sich in beiden Fällen um Saccharose – einen Zweifachzucker aus Glukose und Fruktose. Auch die Verfahren der Zuckergewinnung sind beim Rüben- und Rohr-Zucker ähnlich. Sie werden geschnitten und ausgepresst. Der austretende Saft wird geklärt und das überflüssige Wasser durch Verdampfen entfernt.

Der Vollrohrzucker soll sowohl anti-oxidative, entzündungshemmende Eigenschaften aufweisen, als auch gegen Übergewicht, Diabetes und sogar neurodegenerative Erkrankungen vorbeugen – allerdings nur im Tierexperiment.

Bis hierhin, würde mir wohl jeder Leser dieser Zeilen zustimmen. Schwieriger wird es beim Thema Rohrohrzucker. Allein die dunkle Farbe suggeriert: Hier handelt es sich um eine vermeintlich gesündere Alternative zum herkömmlichen raffinierten Zucker. Was stimmt, ist, dass der Rohrohzucker oder auch Vollrohrzucker nicht so stark gereinigt ist, wie der weiße, raffinierte Zucker. Er enthält dadurch noch eine kleinere Menge an Phenolischen Verbindungen, Flavonoide und essentielle Aminosäuren. In Tierexperimenten zeigte der Vollrohrzucker anti-oxidative, entzündungshemmende Eigenschaften. Auch gegen Übergewicht, Diabetes und sogar neurodegenerative Erkrankungen soll der Zucker helfen (1). Allerdings – und hier kommt die schlechte Nachricht – bisher nur in Tierstudien. Die für uns so positiven Stoffe sind im Vollrohrzucker in derart geringen Mengen vorhanden, dass wir schon kiloweise des Zuckers zu uns nehmen müssten, um einen Effekt zu erhalten. Ein Unterfangen von dem ich aus mehreren Gründen abraten würde.

Was den Geschmack angeht, bin ich allerdings großer Fan des Rohrohrzuckers, dessen Aroma an Karamell erinnert und daher aromatischer ist als der raffinierte Zucker. Sollte Ihnen der intensivere Geschmack nicht missfallen, dann greifen Sie doch nächstes Mal zum Vollrohrzucker und überzeugen sich selbst. Doch auch hier gilt Maß zu halten, um eine übermäßige Insulinausschüttung zu vermeiden.

Zu Guter Letzt sei noch darauf verwiesen, dass der Braunzucker, der meist neben dem weißen und den Rohrohrzucker im Regal steht, nichts außer der Farbe mit dem Rohrohrzucker gemein hat. Bei diesem Zucker handelt es sich vielmehr um Raffinade-Zucker, der mit brauner Melasse eingefärbt wurde (2) (3).

Literaturverzeichnis
  1. Zidan D, Azlan A. Non-Centrifugal Sugar (NCS) and Health: A Review on Functional Components and Health Benefits. Applied Sciences. 2022, Bd. 12, 1, S. 460.
  2. Verbraucherzentrale Hamburg. Ist Rohrohrzucker gesünder als normaler Haushaltszucker? [Online] https://www.vzhh.de/themen/lebensmittel-ernaehrung/zucker/ist-rohrohrzucker-gesuender-als-normaler-haushaltszucker.
  3. Ökotest. Zuckerarten im Überblick: von Agavensirup bis Rohrohrzucker. [Online] 24. Mar 2021. https://www.oekotest.de/essen-trinken/Zuckerarten-im-Ueberblick-von-Agavensirup-bis-Rohrohrzucker_11790_1.html.